Menschlicher Gendefekt erfordert Vitamin C in Ernährung
Wenn Sie sich eingehender mit der Thematik von Vitamin C, Ascorbinsäure, befassen, stolpern Sie früher oder später über den Begriff GULO, eine Abkürzung für L-gulonolactone oxidase. Dies ist ein Enzym, das in einigen Pflanzen und bei fast allen Wirbeltieren dafür sorgt, dass Glucose (Zucker) und Galaktose (Milchzucker) in Ascorbinsäure umgewandelt werden können.
Beim Menschen ist das für die Bildung von GULO verantwortliche Gen leider defekt.
Auch einigen anderen Primaten, Meerschweinchen und manchen Fledermausarten fehlt es.
Alle anderen Wirbeltiere, produzieren ihre Ascorbinsäure selbst. Der Mensch, wie gesagt, nicht, weshalb man von einem Vitamin spricht, das aufgenommen werden muss.
Die große Streitfrage lautet: wieviel muss der Mensch aufnehmen? Oder anders formuliert: wieviel SOLLTE er optimalerweise zu sich nehmen?
Der übliche Weg der Beantwortung dieser Frage besteht darin, sich darüber zu informieren, was Ernährungswissenschaftler sagen, was z.B. die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) als Autorität auf diesem Gebiet sagt. Da sind wir schnell fertig: Die DGE empfiehlt 95mg/Tag für Frauen und 110mg/Tag für Männer. Andere, bereits als unkonventionell geltende Quellen empfehlen das doppelte. Aber selbst die DGE empfiehlt für Raucher 150mg/Tag, also schon ca. 50% mehr als für den „Normalen“!
Warum modifiziert die DGE ihre Empfehlung speziell für Raucher?
Weil sie an der überwältigenden Evidenz nicht vorbei kommt, die dafür spricht, dass der Bedarf bei Rauchern erheblich erhöht ist.
Wenn aber das Rauchen bereits ein Faktor ist, der den Vitamin C Bedarf deutlich steigert, um wieviel wahrscheinlicher es ist dann, dass z.B. akute Viruserkrankungen, chronische Entzündungen, toxische Belastungen und auch Krebs den Bedarf an Vitamin C um ein Vielfaches steigern?
Wie wir später sehen werden, liegen tatsächlich ernste Anhaltspunkte dafür vor, dass das so ist. Ja, dass womöglich sogar ein Teil dieser Erkrankungen, chronischer und akuter Art, durch gesteigerte Zufuhr von Askorbinsäure entweder erst überhaupt nicht entstehen oder erheblich schneller überwindbar sind.
Wie gelangt eine Einrichtung wie die DGE eigentlich zu ihren Empfehlungen?
Auf zwei Pfaden.
- Erstens kann man eine größere Anzahl gesunder Personen (sagen wir korrekt: scheinbar gesunder) beobachten und feststellen, wieviel Vitamin C sie täglich zu sich nehmen, um diesen Zustand scheinbarer Gesundheit aufrecht zu erhalten. Es wird dann gefolgert, dass dies die empfehlenswerte tägliche Aufnahmemenge sei.
- Zweitens kann man beobachten unter welcher Aufnahmemenge sich klinische Erscheinungen der Vitamin-C-Mangelerkrankung Skorbut zurückbilden. Dafür ist gar nicht viel erforderlich, eben die besagten ca. 100mg/Tag und schon hat man die empfohlene Menge.
Was diese Methoden außer Acht lassen, ist, dass wir ja unter Umständen noch gar nicht (offiziell) wissen, ob es nicht vielleicht sub-klinische skorbutartige Veränderungen gibt, die wir uns angewöhnt haben als normale Alterserscheinungen zu interpretieren und die unter einer deutlich höheren täglichen Askorbinsäure-Versorgung nicht auftreten würden.
Anders gesagt: DGE und ähnliche Einrichtungen tendieren dazu, den „gesunden Probanden“ tatsächlich für bare Münze zu nehmen. Nach dieser Denkweise gilt der als gesund, der relativ beschwerdefrei ist und bei dessen allgemeinen Laboruntersuchungen plus körperlichem Examen keine pathologischen Erscheinungen dokumentiert werden.
Diese Sichtweise ist zwar vielleicht bequem und praktisch, jedoch oberflächlich und falsch.
Untersuchungen mittels der Netzhautfotografie (CardioRetinometry) ergeben bei einem großen Prozentsatz scheinbar gesunder Personen bereits deutliche degenerative Veränderungen in den Gefäßen der Netzhaut. Die Netzhaut ist der einzige Ort des menschlichen Organismus, wo man feinste Gefäße direkt beobachten kann. Daher geben die Verhältnisse hier sehr gut über den Status des Gefäßsystems Auskunft.
Es zeigt sich, dass eine deutlich gesteigerte Zufuhr von Vitamin C, retinoskopisch dokumentierte Gefäßveränderungen rückgängig macht – degenerative Gefäßveränderungen also wieder gesunden läßt.
Aus diesen, und anderen Beobachtungen wurde mit Recht der Schluß gezogen, dass die Empfehlungen für die Aufnahme von Vitamin C dringend revidiert werden müssen.
Es ist im Falle von Vitamin C genauso wie in anderen Fällen der heute leider so oft praktizierten „Laborkosmetik“: Normal ist nicht optimal!
Das gilt für Hormonwerte (Testosteron, STH), wie auch für Cholecalciferol (Vitamin D3) und eben in besonderem Maß auch für Vitamin C. Die altersabhängigen Normalwerte spiegeln ja leider auch immer die normale Degeneration wieder, die wir uns als unvermeidbare Alterung zu sehen angewöhnt haben. Ein statistischer Effekt also, resultierend aus der Methode der Normwertgewinnung, der uns nur allzu oft den Blick auf den Optimalzustand verstellt.
Um uns der Frage der Optimalmenge von Askorbinsäure zu nähern, gehen wir versuchsweise einen anderen Weg als den allgemein üblichen. Ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob mich meine Recherchen in dieser Richtung tatsächlich zu einem aussagefähigen Endpunkt kommen lassen werden. Aber ich riskiere es einfach, indem ich denke:
Wenn Hunde, Katzen und Ziegen mit intaktem GULO ihr eigenes Vitamin C in der Leber bilden – wieviel davon bilden sie denn?
Wenn wir das wissen und die übliche Darmverlustquote von Vitamin C via Nahrungszufuhr kennen, dann könnten wir zu einer biologisch sinnvolleren Aussage über die menschliche Optimalzufuhr kommen.
Die Vorstellung hinter dieser Methodik ist, dass es für den Menschen womöglich vorteilhaft sein könnte, diese „tierische“ Methode zu kopieren.
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